Wie wird aus alt neu?

Seit Planung und Eröffnung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war niemand begeistert, ein Gefängnis neben sich zu haben. Groß war das Geschrei, vor allem wegen seiner Nähe zum Gymnasium. Ungezählte Berichte dokumentieren dies. Doch wie sehr wurde dabei das eigentliche Gebäude verkannt. Denn selbst ein Gefängnisbau hat Qualität, Struktur, sogar Schönheit.
Als zu Beginn des 21. Jahrhunderts feststand, dass ein neues Gefängnis gebaut wird, entbrannte erneut eine lange und hitzige Diskussion über dessen Standort. Schließlich einigte man sich darauf, es im Westen Offenburgs, im interkommunalen Gewerbegebiet zu errichten. Im April 2009 wurde die neue JVA mit 440 Plätzen für Straf- und Untersuchungshaft eröffnet und unser ehrwürdiges, geschichtsträchtiges Gefängnis an der Grabenallee schloss seine Tore.

Die Umnutzung der alten JVA begann 3 Jahre später mit der Idee, ein Hotel daraus zu machen. Aber wie wird aus eingesperrt geborgen? Wie aus düster freundlich? Wie wird aus schwer leicht, aus alt neu, aus verboten erlaubt...?

Nach zwei Jahren Planungszeit wurden die Pläne des ursprünglichen Architekten verworfen. Dieser hatte einen Mittelbau mit Zimmern zwischen die beiden historischen Gebäude geplant. Die Flure wären deutlich verkleinert worden, um mehr vermietbare Quadratmeter zu erhalten. Dadurch wäre der historische Charakter weitgehend verloren gegangen.
Die Bauherren bestanden stattdessen auf einen filigranen Glaskörper, der sich nun über den ehemaligen Gefängnishof spannt und die Lobby, das Restaurant und die Bar beherbergt. Dadurch gingen zwar einige Zimmer verloren aber es Entstand der einmalige Charakter, den das Gebäude heute bietet.

Die hinzugezogenen Innenarchitekten von Knoblauch-Design planten die Zimmer komplett in das heutige Design um. Die Fertigstellung und Bauleitung wurde dann von der Firma Trend Concept aus Offenburg übernommen und mit viel Herzblut bis zum Ende durchgeführt.
Selbst die kleinsten Details wurden liebevoll geplant und umgesetzt. Das Gebäude als Skulptur, das für sich alleine spricht und keine weitere Kunst zur Selbstdarstellung braucht. An jeder Stelle wurde darauf geachtet, den historischen Charakter zu erhalten, gleichzeitig aber dem gehobenen Anspruch zukünftiger Gäste gerecht zu werden.

Seit Oktober 2017 werden nun Gäste aus aller Welt in einem stilvollen Design-Hotel beherbergt. Was für eine wunderbare Bestimmung für ein Gefängnis, das die Offenburger früher schon liebevoll „Grabenhotel“ nannten.